Vitamin D hochdosiert

Hochdosis D3 

Vitamin D hochdosiert

Sollte man Vitamin D hochdosiert einnehmen? Ist hochdosiertes Vitamin D3 gefährlich? Was sind Nebenwirkungen und ab wann setzt eine Überdosierung ein?

Ist hochdosiertes Vitamin D sinnvoll?

Sieht man sich in aktuellen wissenschaftlichen Ratgebern zu Vitamin D um (1) und vergleicht die dort gemachten Angaben zur Vitamin-D-Dosierung, mit den konservativen Empfehlungen zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (2), ist kaum zu übersehen, wie weit diese  auseinander gehen.

Während viele Therapeuten bei einem Vitamin-D-Mangel das Vitamin D hochdosiert in Dosen bis zu 300.000 IE einsetzen, (3, 4) liegen die offiziellen Empfehlungen bei gerade mal 800 IE. Wie ist das zu erklären? Und ist es nun sinnvoll, Vitamin D3 hochdosiert zuzuführen?

Wann wird Vitamin D hochdosiert eingesetzt?

Grundsätzlich sind drei verschiedene Fälle der Vitamin-D-Therapie zu unterscheiden:

  1. Anfangstherapie/Stoßtherapie/Aufsättigung nach einem Vitamin-D-Mangel.
  2. Erhaltungstherapie und/oder Prävention eines Vitamin-D-Mangels,
  3. Therapie schwerer Krankheiten

Alle diese Therapiebereiche verfolgen recht unterschiedliche Ziele und verlangen auch unterschiedliche Dosierungen. Hochdosiertes Vitamin D3 wird dennoch derzeit in allen diesen Bereichen eingesetzt – wobei einige Anwendungen durchaus umstritten sind.

In unseren Augen findet hochdosiertes Vitamin D vor allem in der Anfangstherapie und der Therapie schwerer Krankheiten einen sinnvollen Platz, eignet sich jedoch nicht zur Erhaltungs- oder Dauertherapie bei gesunden Menschen. 

Wie wird hochdosiertes Vitamin D angewendet?

In der Anfangstherapie ist es das Ziel, die Vitamin-D-Spiegel rasch wieder anzuheben und den Mangel in möglichst kurzer Zeit zu beheben – hier ist es unumstritten sinvoll, Vitamin D hochdosiert einzusetzen. Uneinigkeit herrscht lediglich bezüglich des genauen Protokolls

In der Erhaltungstherapie wird hochdosiertes Vitamin D vor allem im klinischen Umfeld als Wochendosis oder sogar Monatsdosis eingesetzt. Ziel ist hier, zu vermeiden, dass Patienten die tägliche Einnahme teilweise vergessen, was Studien unbrauchbar machen würde. Wochendosen haben sich gegenüber der täglichen Dosierung inzwischen als weit weniger wirksam erwiesen, so dass diese Anwendung nicht zu empfehlen ist. (siehe unten) Einige Menschen verfolgen aber auch das Ziel, recht hohe Vitamin-D-Spiegel zu erreichen und nehmen darum dauerhaft hochdosiertes Vitamin D ein. Der Nutzen solch hoher Spiegel ist bei gesunden Menschen sehr umstritten. (siehe unten)

Bei einigen schweren Krankheiten – wie zum Beispiel Multipler Sklerose – kann hochdosiertes Vitamin D helfen, die Symptome der Krankheit stark abzumildern. Hochdosiertes Vitamin D hat in diesem Bereich ein extremes Potential, das derzeit noch zu wenig erforscht ist. In diesem Fall wird Vitamin D teilweise dauerhaft in hohen Dosen eingenommen, wobei oft dazu geraten wird, dies unter ärztlicher Aufsicht zu tun, um eine Überdosierung zu verhindern.

Ab wann ist Vitamin D hochdosiert?

Nun gehen die Definitionen darüber, was unter ‚hochdosiert‘ zu verstehen ist sicher auseinander, hier darum zur besseren Übersicht eine sinnvolle Einteilung möglicher Dosierungen.

Niedrige Dosis400 – 1000 / TagBeitrag zur Vitamin-D-Versorgung, zusätzlich zur Synthese über die HautPrävention & Erhaltungstherapie im Sommer
Mittlere Dosis2000 – 6000 /TagDeckung des Tagesbedarfs bei fehlender Vitamin-D-Versorgung über die HautPrävention & Erhaltungstherapie im Winter
HochdosiertVerschiedene Ansätze:
7000 – 10.000 /Tag
20.000 – 60.000 /Woche 100.000 – 200.000 /Einzeldosis
Deckung des Tagesbedarfs und zusätzlich Aufbau von KörperspeichernAnfangstherapie, Therapie von Krankheiten

Hochdosiertes Vitamin D in der Anfangstherapie

Für die Anfangstherapie gibt es verschiedene Ansätze. Insgesamt werden bei allen Ansätzen etwa 200.000 – 500.000 IE verabreicht, der Unterschied liegt vor allem in der Aufteilung dieser Gesamtmenge in Einzeldosen.

Die Körperspeicher umfassen maximal etwa 200.000  bis 400.000 IE, so dass in der Anfangstherapie eine Gesamtaufnahme von rund 400.000 IE in unseren Augen als optimal anzusehen ist. Hier einige Beispiele aus der Praxis, die exakten Therapieschemata variieren von Therapeut zu Therapeut und sind sehr vielfältig, dies sind häufig eingesetzte Dosierungen von Vitamin-D-Präparaten: (5)

Einzeldosis200.000 IE (ein- oder zweimalig)
Wochendosis50.000 IE (für 8 Wochen)
Tagesdosis10.000 IE (für 6-8 Wochen)

Die Meinungen über die optimale Vorgehensweise gehen hier etwas auseinander. Während einige Therapeuten dafür plädieren, möglichst hochdosiertes Vitamin D zu verwenden, um den Mangel in der kürzest möglichen Zeit zu korrigieren (6), vertreten andere die Ansicht, dass die kleineren Tagesdosierungen eher dem natürlichen Aufnahmeschema entsprechen und darum zu bevorzugen seien. Dieser Ansicht schließen auch wir uns an.

Vergleichende Studien hierzu gibt es nur insofern, als dass der Vitamin-D-Spiegel natürlich um so schneller ansteigt, je höher die verwendete Dosis ist. Welche metabolischen Nachteile sehr hohe Dosen hingegen haben können, ist derzeit nicht erforscht.

Es gibt jedoch gute Gründe, die gegen die sehr hochen Einmal-Dosen sprechen:

  1. Vitamin D Regulation
    Da Vitamin D eine Hormon-Vorstufe darstellt und die Vitamin-D-Regulation ein sehr sensibles System ist, (7) empfehlen wir, die etwas niedrigeren Tagesdosierungen zu verwenden. Unter natürlichen Bedingungen produziert der Körper maximal etwa 20.000 IE, bevor ein Schutzmechanismus die Bildung von weiterem Vitamin D verhindert. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, diesem natürlichen Beispiel auch bei der Therapie zu folgen. Zudem mehren sich die Indizien, dass eine hohe Aufnahme von Vitamin D zu einer vermehrten Zerstörung des aktiven Vitamin D führt
  2. Vitamin D Transport
    Vitamin D in all seinen Formen wird vom gleichen Transportmolekül (DBP) transprotiert. Ein Überangebot von Vitamin D3 führt zu einer Verdrängung der aktiven Formen von DBP und senkt damit kurzfristig die Wirksamkeit im endokrinen System.
  3. Schlechte Erfahrungen
    Zahlreiche Menschen zeigen bei sehr hohen Dosen Vitamin D negative Nebenwirkungen, obwohl keine Überdosierung im klassischen Sinne vorliegt. Mögliche Gründe hierfür werden wir uns später noch ansehen.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich in unseren Augen eine Kompromiss-Lösung, bei der der Körper angeflutet und dann durch kontinuierliche Dosen aufgebaut wird.

Empfehlung Anfangstherapie

Am ersten Tag eine einmalige Gabe von 50.000 IE, gefolgt von der Tagesdosierung mit 10.000 IE für 6 Wochen.

Hochdosierte Vitamin-D-Präparate für die Anfangstherapie

Präparate, in denen Vitamin D hochdosiert zum Einsatz kommt, sind in Deutschland teils apothekenpflichtig, in sehr hoher Dosierung sogar verschreibungspflichtig. Wer sich den Gang zum Arzt sparen möchte, kann dennoch auch mit frei erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln zum Ziel gelangen, Dosierungen bis 5600 IE sind in Deutschland als Wochendosis zugelassen.

Flüssiges Vitamin als Vitamin-D-Tropfen beziehungsweise -Öl ist hier die beste Option, da sehr frei dosierbar. Da diese Präparate meist nur Öl und Vitamin D3 enthalten, lassen sie sich sehr gut hochdosiert verwenden.

Niedrigdosierte Vitamin-D-Tabletten oder -Kapseln eignen sich hier hingegen nicht, da es aufgrund der in diesen Präparaten häufig eingesetzten Zusatzstoffe nicht zu empfehlen ist, 10 oder mehr Tabletten am Tag einzunehmen.

Passendes Präparat im Internet finden

Eine flexible Kompromiss-Dosierung, die sowohl für die Anfangstherapie als auch für die Erhaltung verwendet werden kann, ist um die 5000 IE.

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Vitamin D hochdosiert in der Erhaltungstherapie

In der Erhaltungstherapie gibt es drei Fälle in denen hochdosierts Vitamin D eingesetzt wird:

  1. Erhöhter Bedarf
    Einige Menschen benötigen aus genetischen Gründen mehr Vitamin D, um gesunde Blutspiegel aufrecht zu erhalten.  Dieser Bedarf kann bis zu 8000 IE betragen. (17, 18)
  2. Wochendosis
    Statt einer täglichen Einnahme wird Vitamin D zum Teil in Wochendosen verabreicht, dies ist jedoch nicht zu empfehlen, wie wir weiter unten erläutern werden.
  3. Erreichen sehr hoher Vitamin-D-Spiegel
    Manche Menschen versuchen beswusst, sehr hohe Vitamin-D-Spiegel zu erreichen. Teilweise ist dies auf Missverständnisse zurückzuführen.

Hochdosiertes Vitamin D bei erhöhtem Bedarf

Während die meisten Menschen mit 4000 bis 5000 IE recht gute Vitamin-D-Spiegel erreichen können, ist dies nicht immer der Fall. Eine Menschen benötigen deutlich höhere Dosen, um gesunde Blutspiegel zu erhalten. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:

  1. Genetische Unterschiede des Vitamin-D-Stoffwechsels
    Zum Beispiel Unterschiedliche Konzentration der Transportmoleküle, unterschiedliche Enzym-Aktivität.
  2. Übergewicht
    Übergewichtige Menschen brauchen deutlich mehr Vitamin D, da viel Vitamin D im Fettgewebe festgehalten wird.

Um einen Blutspiegel von 40 ng/ml aufrecht zu erhalten, können in diesen Fällen bis zu 10.000 IE nötig werden. Es ist trotzdem zu empfehlen, zunächst mit normalen Dosierungen zu beginnen – sollten sich die Blutspiegel nicht wie erwartet erholen, kann die Dosis dann schrittweise erhöht werden, bis sich die Werte normalisieren.

Hochdosiertes Vitamin D als Wochendosis – nicht zu empfehlen

Bei vielen Studien und Patientenerhebungen konnte festgestellt werden, dass zahlreiche Patienten immer wieder die Einnahme von täglichen Präparaten vergaßen, weshalb einige Therapeuten zu einer Gabe von Wochen- oder Monatsdosen übergegangen sind. Dabei wird der gesamte Vitamin-D-Bedarf für einen Monat in einer einzelnen Dosis verabreicht.

Inzwischen ist man sich sicher, dass diese Vorgehen diverse negative Auswirkungen hat, da es eine völlig unnatürliche Vitamin-D-Versorgung produziert. Unser Körper ist an eine konstante und relativ gleichbleibende Versorgung mit Vitamin D über die Sonne angepasst.

Starke Schwankungen im Vitamin-D-Spiegel führen zu Ungleichgewichten in der fein ausbalancierten Regulation des Vitamin-D-Systems und zu einem Vitamin-D-Mangel in den Geweben.

Erhaltungstherapie: Täglich vs. wöchentlich

Wie heute bekannt ist, besteht das Vitamin-D-System aus zwei Komponenten:

  1. Der endokrine Weg
    Hier wird das aufgenommene Vitamin D3 in der Leber zur Speicherform 25-OH-D und in der Niere zum aktiven Hormon Calcitriol umgewandelt. Dieser Weg ist vor allem relevant für die Calcium-Regulation.
  2. Der autokrine/parakrine Weg
    Das aufgenommene Vitamin D3 und freies 25-OH-D wird auch direkt in die Gewebe transportiert, wo es vor Ort in die aktiven Formen umgewandelt werden kann. Dieser Weg ist vor allem wichtig für das Immunsystem.

Lange Zeit war nur der erste Weg bekannt, während die Bedeutung des autokrinen/parakrinen Weges erst in den letzten Jahren wirklich verstanden wurde. Beide Wege haben aber deutliche Unterschiede in Bezug auf das Versorgungsmuster, welches vor allem mit der Halbwertszeit (Haltbarkeit im Körper) zusammenhängt.

Vitamin D324 Stunden
25-OH-D3 Wochen
Calcitriol, 1,25(OH)2Dwenige Stunden

Bislang dachte man, dass die Vitamin-D-Versorgung vor allem vom Blutspiegel an 25-OH-D abhängt – nun vermutet man jedoch, dass die zelluläre Vitamin-D-Versorgung auch von freiem Vitamin D3 abhängt, das sehr gut in die Zellen diffundieren und dann innerhalb der Zellen vor Ort umgewandelt wird.

Gerade für alle zellulären Funktionen und für das Immunsystem, ist also auch die Versorgung mit freiem Vitamin D3 entscheidend. Dieses hat aber nur eine Halbwertszeit von 24 Stunden, muss also täglich zugeführt werden.

Wochendosen sind nicht gleichwertig

Auch die Idee, dass alles überschüssige Vitamin D sofort gespeichert wird, scheint vor dem Hintergrund aktueller Forschungen zum Vitamin-D-Metabolismus nicht haltbar – große Teile werden offenbar ausgeschieden oder abgebaut. Ein relevanter Teil wird zwar tatsächlich im Körperfett gebunden, ist für den Körper aber dann nicht mehr verfügbar.

Und als wäre dem nicht genug, geht man heute zudem davon aus, dass hohe Vitamin-D-Dosen dazu führen, das der Körper durch einen Eigenschutz vor einer Überdosierung die Zerstörung des aktiven Vitamin-D-Hormons nach oben reguliert, was die Wirksamkeit negativ beeinträchtigt. (12)

vitamin-d-hochdosiert-erhaltung

Rechnerische Vitamin-D3-Konzentration im Blut bei verschiedenen Dosierungsintervallen. Die tägliche Einnahme kommt der natürlichen Versorgung am Nächsten. (nach Heaney et al. (13))

Wie in der Grafik oben zu sehen, führen hochdosierte Vitamin-D-Gaben (blau) zu unnatürlichen hohen Spitzen im Vitamin-D3-Blutspiegel (nicht 25-OH-D!), während eine tägliche Aufnahme eher dem natürlichen Versorgungsmuster durch die Sonne (gelb) ähnlich ist. Zudem kommt es gegen Ende des Dosierungsintervalls zu einem völligen Abfall der D3-Spiegel, der bei einer täglichen Dosierung nicht gegeben ist. Dies hat einen Mangel an freiem Vitamin D3 in den Geweben zur Folge.

Während Wochen- oder Monatsdosen die Knochengesundheit sicherstellen können, sind sie möglicherweise nicht ausreichend für alle anderen Funktionen von Vitamin D.

Empfehlung Erhaltungsherapie

2000 bis 5000 IE Vitamin D pro Tag + 100 – 200µg Vitamin K2

Empfehlungen zur Produktsuche im Internet

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50µg Vitamin K2 MK7
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Hochdosiertes Vitamin D für hohe Vitamin-D-Spiegel

Hochdosiertes Vitamin D in der Erhaltungstherapie wird auch immer dann eigesetzt, wenn hohe Vitamin-D-Spiegel angestrebt werden. Gerade im Internet werden immer wieder solche sehr hohen Vitamin-D-Spiegel empfohlen. Woher diese Empfehlungen rühren, ist nicht immer ganz nachzuvollziehen – in vielen Fällen sind sie aber vermutlich auf Umrechnungsfehler der verschiednen Einheiten zurückzuführen.

So wird immer wieder behauptet, gesunde Vitamin-D-Spiegel lägen erst „bei über 80.“ Dies ist nicht korrekt und  auf einen Fehler bei den Einheiten zurückzuführen: 85 nmol/l ist ein oft genannter Grenzwert für einen Vitamin-D-Mangel – dies entspricht aber nur 32 ng/ml.

Auch die Behauptung: “Urvölker haben einen Vitamin-D-Spiegel von über 100 ng/ml” ist auf dieselbe Verwechslung zurückzuführen: Gleich diverse Studien haben gezeigt, dass bei ursprünglich lebenden Völkern der Vitamin-D-Spiegel bei rund 115 nmol/l liegt – dies entspricht aber nur 46 ng/ml. Werte höher als 60 ng/ml werden unter natürlichen Bedingungen fast nie gemessen. (14) Einzig bei Strandwachen in Äquatornähe wurden bisher höhere Werte beobachtet – 8 Stunden pro Tag in brütender Sonne zu verbringen, ist aber kein natürliches Verhalten irgendeines Säugetiers.

Leider wird oft nur ein “Vitamin-D-Wert von 100” genannt, ohne dabei die entstprechende Einheit zu beachten, was zu zahlreichen solchen Verwechslungen führt. Sämtliche Studien zum Thema haben aber eindeutig gezeigt:

Ein natürlicher, optimaler Vitamin-D-Spiegel liegt bei gesunden Menschen zwischen 40 und 60 ng/ml.

Höhere Werte kommen in der Natur so gut wie nicht vor.

Hochdosiertes Vitamin D bei Krankheiten

Das über Nahrungsergänzungsmittel eingenommene Vitamin D wird, wie oben schon beschrieben, vom Körper in mehreren Schritten umgewandelt. Wichtig sind dabei vor allem:

  1. Die Speicherform 25(OH)D
    Diese wird auch bei Blutests gemessen
  2. Das aktive Vitamin-D-Hormon Calcitriol
    Auch 1,25(OH)2-Vitamin-D3

Calcitriol ist ein Hormon und Botenstoff und wird daher vom Körper streng reguliert. Seine Funktion als Botenstoff kann Calcitriol nämlich nur dann erfüllen, wenn es in einer natürlich regulierten Konzentration vorliegt, da seine Signalwirkung sich durch Konzentrationsunterschiede zu einem Grundspiegel ergibt.

Soll Vitamin D eine Botschaft überbringen, bildet der Körper vermehrt Calcitriol – hat dieses seine Aufgabe erfüllt, wird es vom Körper wieder zerstört. Calcitriol wird also nur bei Bedarf gebildet und unterliegt einer strengen Regulation.

Vitamin D und Calcitriol

Bei sehr hohen Dosen Vitamin D wird diese Selbstregulation jedoch außer Kraft gesetzt: Durch das extreme Überangebot Vitamin D steigt mit dem 25(OH)D-Spiegel über die Zeit auch der Spiegel des freien Calcitriol an, welches in die Zellen diffundiert. Zudem steigt der Spiegel des freien 25(OH)D an, welches in diesen Konzetrationen ebenfalls Hormonwirkungen hat und den Vitamin-D-Rezeptor aktivieren kann. Die Vitamin-D-Rezeptoren sind dadurch dauerhaft aktiviert, die individuelle Vitamin-D-Regulation der Gewebe ausgehebelt. Vermutlich tritt dies – recht individuell – bei Spiegeln ab etwa 100 ng/ml ein.

Bei kranken Menschen ist dies jedoch teilweise günstig: Es ist inzwischen erwiesen, dass einige Krankheiten die Signalwirkung des Vitamin-D durch verschiedene Mechanismen behindern. In diesen Fällen sind sehr viel höhere Vitamin-D-Spiegel notwendig, damit Vitamin D seine Funktion als Botenstoff erfüllen kann.(15) Dies ist insbesondere bei Autoimmunkrankheiten der Fall.

Der Körper von Menschen mit solchen Krankheitsbildern reagiert also völlig anders auf Vitamin D, als der von gesunden Menschen.

Hochdosiertes Vitamin D erhöht freies Vitamin D

Hohe tägliche Dosen Vitamin D erhöhen außerdem den Spiegel an freiem Vitamin D, welches in die Zellen diffundiert.  Wie wir oben gesehen haben ist es dieses freie Vitamin D, welches für die Wirkungen des parakrinen Wirkweges verantwortlich sind. Durch das Fluten der Zellen mit freiem Vitamin D kann auch bei Krankheiten, bei denen die Wirksamkeit des Vitamin D behindert ist, eine ausreichende Immunreaktion ausgelöst werden.

Was macht hochdosiertes Vitamin D?

Vitamin D ist ein Immunmodulator, dass heißt, es regelt die Immunantwort des Körpers. Vitamin D reguliert dabei einige antibakterielle Prozesse nach oben, ist sonst aber haupsächlich ein Immunsuppressor – unterdrückt also die Immunantwort. Das klingt zunächst erschreckend, ist aber eine wichtige Sache. Vitamin D verhindert, dass das Immunsystem überreagiert, es hält die Immunantwort in Schach und sorgt für eine kontrollierte Körperabwehr. Vitamin D fördert dabei körpereigene Antibiotika, während es entzündliche Prozesse herabreguliert, welche den eigenen Körper schädigen könnten.

Bei zahlreichen chronischen Krankheiten kann eine solche Unterdrückung durchaus gewollt sein: Im Falle von Autoimmunerkrankungen ist das Immunsystem durch chronische Entzündungen außer Kontrolle geraten und schädigt den eigenen Organismus. Dies kann auch ursächlich durch einen Vitamin-D-Mangel ausgelöst werden: Bei einem längeren Vitamin-D-Mangel – besonders in der Kindheit  – kommt es auf Dauer zu Überreaktionen des Immunsystems, die sich möglicherweise in Autoimmunerkrankungen (Diabetes, MS, Rheuma), Allergien und chronischen Entzünungen äußern können.

Hochdosiertes Vitamin D bei Multipler Sklerose

In diesen Fällen wirkt hochdosiertes Vitamin D fast wie ein Wundermittel. Bei MS etwa verschwinden bei einigen Patienten sämtliche Symptome bei extrem hohen Vitamin-D-Spiegeln fast vollständig. Die Blutspiegel müssen hier teilweise weit über 100 ng/ml  angehoben werden, um diesen Effekt zu erzielen. Der Mechanismus ist hier vermutlich der, den Calcitriol-Spiegel in die Höhe zu treiben und das Immunsystem auf ein normales Niveau “herunterzukühlen”.

Mittlerweile gibt es einige Kliniken, die solche Therapien anbieten – allerdings unter strenger ärztlicher Kontrolle , da bei so hochen Vitamin-D-Spiegeln eine Calcium-Vergiftung auftreten kann.

Mehr dazu in unserem Interview mit Dr Coimbra – Vitamin D bei Multipler Sklerose

Hochdosiertes Vitamin D – bei gesunden Menschen meist nicht nötig

Bei gesunden Menschen hingegen ist eine Unterdrückung des Immunsytsems nicht vorteilhaft. Durch Megadosen Vitamin D kann auch hier die Immunantwort insgesamt unterdrückt werden, diese hat aber bei gesunden Menschen eine wichtige Funktion und sind Zeichen der Selbstheilung des Körpers. Bei einem natürlichen Vitamin-D-Spiegel findet eine kontrollierte, normale Immunantwort statt, die wichtig und gesund ist.

  • Megadosen Vitamin D unterdrücken die entzündlichen Immunprozesse
  • Das kann bei Autoimmunerkrankungen als Grundlage weiterer Therapien vorteilhaft sein
  • Bei gesunden Menschen ist dies nicht gewollt

Birgt hochdosiertes Vitamin D die Gefahr einer Überdosierung?

Eine Überdosierung mit Vitamin D setzt erst ein, wenn hochdosiertes Vitamin D über einen langen Zeitraum verwendet wird. Dabei wurde erst ab Dosen von 40.000 IE täglich über einen längeren Zeitraum von etwa einem Monat die sogenannte Hypercalzämie festgestellt – eine gefährliche übermäßige Aufnahme von Calcium. (8)

Allerdings trat in einigen Studien auch bei großen einmaligen Dosen ab 300.000 IE eine Überdosierung auf. (3) Individuelle Patientenberichte zeigen schon bei sehr viel kleineren Dosierungen teilweise unangenehme Symptome.

Die von beschriebene Anfangstherapie ist bei einem nachweislichen Mangel ansonsten aber nach allgemeinser Studienlage als gefahrlos einzuschätzen. Für den längeren Einsatz ist Vitamin D hochdosiert bei gesunden Menschen nicht zu empfehlen. Vorsichtshalber sollten keine Dosen über 20.000 IE pro Tag über einen längeren Zeitraum verwendet werden

Nebenwirkungen von hochdosiertem Vitamin D

Wird Vitamin D hochdosiert eingesetzt, sind trotzdem einige Zusammenhänge bedenkenswert, die möglicherweise zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können.

Magnesium

Für die Umwandlung von Vitamin D in seine aktiven Formen ist Magnesium notwendig. (9) Je höher die Vitamin-D-Dosis, desto größer ist potenziell der Verbrauch an Magnesium. Das kann dort zum Problem werden, wo bereits ein Magnesiummangel besteht. (10) Die einsetzenden Nebenwirkungen, wie Schmerzen, Übelkeit und Schwindel, wären hier nicht die Folge von zu viel Vitamin D, sondern von zu wenig Magnesium.

Vitamin K2

Für die Aktivierung einiger durch Vitamin D gesteuerter Gene, vor allem aber für die Verwertung von Calcium ist Vitamin K2 nötig. Auch hier steigt der Verbrauch mit der Vitamin-D-Dosis. Fehlt Vitamin K2, kann es möglicherweise zu gefährlichen Verkalkungen und Nierensteinen kommen. (11) Sowohl in der Erhaltungstherapie als auch in der Anfangstherapie sollte Vitamin D darum zusammen mit Vitamin K2 eingenommen werden, da Vitamin D sonst sogar schädliche Wirkungen haben kann.

Mehr Informationen über diesen wichtigen Zusammenhang finden sich im Artikel Vitamin D und Vitamin K2.

Insgesamt sollten bei der Einnahme von hochdosierten Vitamin-D-Präparaten täglich etwa 100-200 µg Vitamin K2 mit eingenommen werden. Es gibt am Markt zahlreiche Präparate, die Vitamin D mit Vitamin K2 kombinieren. Dabei sollte allerdings auf zwei Dinge geachtet werden:

  1. Das Verhältnis von Vitamin K2 zu Vitamin D
  2. Die Form des Vitamin K2

Aufgrund der Zusammensetzung der Präparate ist das Verhältnis von Vitamin D zu Vitamin K in vielen Präparaten nicht für eine hochdosierte Anfangstherapie geeignet, da beispielsweise bei der Einnahme von 10.000 IE zu viel Vitamin K2 aufgenommen werden würde.

Daher empfiehlt es sich teilweise, für die Anfangstherapie zwei Präparate einzusetzen: Eines mit reinem Vitamin D und ein zweites mit einer Kombination aus Vitamin D und Vitamin K2. Die hohe Dosis der Anfangstherapie wird dann aus beiden Quellen so zusammengesetzt, dass man die gewünschte Menge Vitamin D und 100 – 200 µg Vitamin K2 erreicht.

Alternativ kann natürlich auch als zweites Präparat statt einem Kombi-Präparat auch ein Supplement mit reinem Vitamin K2 verwendet werden. Die wirksamste und natürlichste Form von Vitamin K2 wird als „all-trans MK7“ bezeichnet – es sollte darauf geachtet werden, dass der Wirkstoff als „100% all-trans“ ausgewiesen ist.

Empfehlungen für den Einsatz von hochdosiertem Vitamin D3

  1. Anwendungsfall: Weshalb wird Vitamin D eingenommen? Macht hochdosiert Sinn?
  2. Genrell keine Megadosen verwenden
  3. Keine Wochen- oder Monatsdosen
  4. Vitamin-D-Spiegel im Auge behalten, natürliche Spiegel anstreben
  5. Auf Kofaktoren achten

Fazit: Vitamin D hochdosiert

Hochdosiertes Vitamin D hat absolut seine Berechtigung in der Anfangstherapie nach einem Vitamin-D-Mangel und in der Therapie von Autoimmunerkrankungen. Bei gesunden Menschen hat es aber keinen sinnvollen Einsatz in der Erhaltungstherapie oder Prävention.

Besonders bei starken Mangelzuständen ist eine hochdosierte Anfangstherapie sehr ratsam, um den Mangel schnell zu beheben. Für die Anfangstherapie sind Dosen von 10.000 – 20.000 IE pro Tag zu empfehlen, die mit Vitamin 100-200 µg K2 und Magnesium kombiniert werden sollten.

Für die Behandlung von Krankheiten ist die Aufsicht eines kompetenten Heilpraktikers und eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte zu empfehlen.

Quellen:

  1. Holick, Michael F., et al. Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2011, 96. Jg., Nr. 7, S. 1911-1930.
  2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 1. Auflage, 5., korrigierter Nachdruck (2013)
  3. Cesur, Yasar, et al. Comparison of low and high dose of vitamin D treatment in nutritional vitamin D deficiency rickets. Journal of Pediatric Endocrinology and Metabolism, 2003, 16. Jg., Nr. 8, S. 1105-1110.
  4. Hochberg Z, Bereket A, Davenport M, Delemarre-Van de Waal HA, De Schepper J, Levine MA, Shaw N, Schoenau E, van Coeverden SC, Weisman Y, Zadik Z; European Society for Paediatric Endocrinology (ESPE) Bone Club. Consensus development for the supplementation of vitamin D in childhood and adolescence. Horm Res. 2002;58(1):39-51. Review. PubMed PMID: 12169780.
  5. Holick, Michael F. Vitamin D deficiency. New England Journal of Medicine, 2007, 357. Jg., Nr. 3, S. 266-281.
  6. Von Helden, Raimund. Gesund in sieben Tagen. Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie. Hygeia-Verlag. Dresden. 2011
  7. Norman AW. From vitamin D to hormone D: fundamentals of the vitamin D endocrine system essential for good health. Am J Clin Nutr. 2008 Aug;88(2):491S-499S. Review. PubMed PMID: 18689389.
  8. Reinhold Vieth. Vitamin D supplementation, 25-hydroxyvitamin D concentrations, and safety. Am J Clin Nutr May 1999 vol. 69 no. 5 842-856
  9. Zittermann, Armin. Magnesium deficit? overlooked cause of low vitamin D status?. BMC medicine, 2013, 11. Jg., Nr. 1, S. 229.
  10. Rude RK, Adams JS, Ryzen E, Endres DB, Niimi H, Horst RL, Haddad JG Jr, Singer FR. Low serum concentrations of 1,25-dihydroxyvitamin D in human magnesium deficiency. J Clin Endocrinol Metab. 1985 Nov;61(5):933-40. PubMed PMID: 3840173.
  11. Masterjohn C. Vitamin D toxicity redefined: vitamin K and the molecular mechanism. Med Hypotheses. 2007;68(5):1026-34. Epub 2006 Dec 4. PubMed PMID: 17145139.
  12. Vieth, Reinhold. How to optimize vitamin D supplementation to prevent cancer, based on cellular adaptation and hydroxylase enzymology. Anticancer Research, 2009, 29. Jg., Nr. 9, S. 3675-3684.
  13. Robert P. Heaney and Laura A.G. Armas. Quantifying the vitamin D economy. Nutrition Reviews Vol. 73(1):51–67
  14. Luxwolda MF , Kuipers RS , Kema IP , Dijck-Brouwer DA , Muskiet FA 2012 Traditionally living populations in East Africa have a mean serum 25-hydroxyvitamin D concentration of 115 nmol/l. Br J Nutr 23:1–5
  15. Chun, Rene F., et al. Impact of vitamin D on immune function: lessons learned from genome-wide analysis. Genome-wide view on the physiology of vitamin D, 2014, S. 97.
  16. Bruce W. Hollis and Carol L. Wagner. The Role of the Parent Compound Vitamin D with Respect to Metabolism and Function: Why Clinical Dose Intervals Can Affect Clinical Outcomes. J Clin Endocrinol Metab, December 2013, 98(12):4619–462
  17. Heaney, R., Garland, C., Baggerly, C., French, C., & Gorham, E. (2015). Letter to Veugelers, P.J. and Ekwaru, J.P., A Statistical Error in the Estimation of the Recommended Dietary Allowance for Vitamin D. Nutrients 2014, 6, 4472–4475; doi:10.3390/nu6104472. Nutrients, 7(3), 1688–1690. https://doi.org/10.3390/nu7031688 
  18. Veugelers, P., & Ekwaru, J. (2014). A Statistical Error in the Estimation of the Recommended Dietary Allowance for Vitamin D. Nutrients, 6(10), 4472–4475. https://doi.org/10.3390/nu6104472