Vitamin D Überdosierung

Überdosis Vitamin D 

Vitamin D Überdosierung

Vitamin D Überdosierung tritt erst bei sehr großen Mengen auf. Allerdings kann hochdosiertes Vitamin D zu Mineralstoffmängeln und Verkalkung führen.

Vitamin-D-Überdosierung: Gefahr von Hyperkalzämie

Vitamin D ist für die Aufnahme von Calzium aus der Nahrung verantwortlich. Extrem hohe Dosen Vitamin D können darum zur sogenannten Hyperkalzämie führen, einer übermäßigen Aufnahme von Calcium, die ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt.

Praktisch gesehen ist das Risiko jedoch überschaubar: Hyperkalzämie wird erst bei einer Vitamin-D-Dosierung von täglich etwa 40.000 IE beobachtet. Selbst bei sehr hohen Dosen um die 10.000 IE täglich konnten hingegen keine Anzeichen einer Hyperkalzämie festgestellt werden. (1, 2) Bei Sachgemäßer Anwendung bergen Vitamin-D-Präparate darum keine Gefahr einer Überdosierung.

Neben der Hyperkalzämie kann es auch zur so genannten Hyperkalzurie kommen – einer erhöhten Ausscheidung von Kalzium über den Urin. Auch hier können Verkalkungen von Organen und Nierensteine entstehen. (3)

Die Symptome einer Vitamin-D-Überdosierung

Die Symptome einer Vitamin-D-Überdosierung durch übermäßige Aufnahme von Kalzium (Hyperkalzämie) reichen von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche und Koma. (4)

Symptome einer Überdosierung:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Appetitlosigkeit
  • Mattigkeit
  • Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Muskelschwäche sowie hartnäckige Schläfrigkeit
  • Azotämie (erhöhte Stickstoffkonzentration im Blut)
  • gesteigerter Durst und erhöhtem Harndrang
  • Austrocknung

Auch beim Ausbleiben solcher Symptome kann jedoch eine fortgesetzte Überdosierung von Vitamin D und der damit verbundenen übermäßigen Aufnahme von Calcium über die Zeit zur Verkalkung von Organen und Gefäßen führen, was die Entstehung von Nierensteinen (Nephrolithiasis), Arteriosklerose und Herzinfarkten begünstigt.

Vitamin-D-Überdosierung – geringe Gefahr bei üblichen Dosen

Eine Vitamin-D-Überdosierung im Sinne der Hyperkalzämie ist grundsätzlich bei sachgemäßer Anwendung der allgemein erhältlichen Vitamin-D-Präparate nicht zu befürchten. Übliche Dosierungen liegen bei 2000-5000 IE täglich und damit fast ein zehnfaches unter der kritischen Grenze. Tatsächlich sind solche Dosierungen im Winter sogar nötig, um ausreichende Blutspiegel zu erreichen. (14)

Täglichen Dosen bis zu 10.000 IE sind generell unbedenklich, hier könnten allerdings im Sommer bei einigen Menschen sehr hohe Blutwerte auftreten, wenn durch ausgiebige Sonnenbäder große Mengen weiteres Vitamin D synthetisiert wird.

Überdosierung in der Anfangstherapie

Kurzfristige Dosen von hochdosiertem Vitamin D mit zum Beispiel 60.000 IE die Woche zum Auffüllen der Vitamin-D-Körperspeicher in der Anfangstherapie sind ebenfalls unbedenklich – erst bei regelmäßiger und täglicher Zufuhr solcher Dosen treten die genannten Probleme auf.

Überdosierung durch Jahres- und Monatsdosen

Nicht zu empfehlen sind sehr hohe Monats- und Jahresdosen. Diese bringen nicht den gleichen gesundheitlichen Effekt, wie tägliche geringere Dosierungen. Viele Funktionen von Vitamin D sind von einer tägliche Zufuhr abhängig.

Studien mit Jahres- und Monatsdosen bringen deutlich schlechtere Ergebnisse als Studien mit täglicher Dosierung, zudem bergen diese extremen Dosierungen durchaus Risiken. (16)

Risiko sehr hoher Blutspiegel

Trotz dieser relativen Unbedenklichkeit haben dauerhafte hohe Dosen Vitamin D an der Grenze zur Toxizität möglicherweise negative Auswirkungen, wenn weitere Nähstoffmängel bestehen.

Bei sehr hohen Vitamin-D-Spiegeln (> 70 ng/ml) kann es auch ohne Hyperkalzämie bereits zu gefährlichen Verkalkungen kommen.

Hohe Dosen Vitamin D können auch selbst zu einem Mangel an anderen Nährstoffen führen, wie wir weiter unten sehen werden. Nicht bestätigt haben sich allerdings Befürchtungen, dass hohe Vitamin-D-Spiegel generell gesundheitsschädlich sind. Einige Forscher hatten angenommenen, dass Vitamin D für viele Krankheiten eine „U“-förmige Risikokurve aufweist. Sowohl sehr niedrige, als auch hohe Vitamin-D-Spiegel hätten hier also gesundheitliche Nachteile bedeutet. Diese Vermutung hat neueren Untersuchungen aber nicht standgehalten. (13)

Vitamin-D-Überdosierung durch die Sonne?

Können ausgedehnte Sonnenbäder zu einer Vitamin-D-Überdosierung führen? Zum Glück nicht: Die Haut besitzt einen Regulationsmechanismus, der verhindert, dass übermäßig viel Vitamin D durch die Sonne produziert wird. Die maximal produzierte Menge entspricht etwa der oralen Einnahme von 10.000 bis 20.000 IE.

In einigen Extremfällen, wie etwa Strandwachen in Israel, die bei spärlicher Bekleidung täglich bis zu acht Stunden extremer Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren, konnten extrem hohe Vitamin-D-Spiegel festgestellt werden. (5) Dies führte auch zu einer übermäßigen Aufnahme von Kalzium, die sich jedoch in einem Bereich befand, der durch eine erhöhte Ausscheidung von Kalzium über den Urin ausgeglichen werden konnte.

Trotzdem entwickelten diese Strandwachen auffällig häufig Nierensteine, deren Auftreten gegenüber der normalen Population etwa um das 20-fache erhöht war. Dies zeigt, dass hohe Vitamin-D-Spiegel auch ohne Auftreten einer Hyperkalzämie durchaus Gesundheitsrisiken bergen.

Auch beim Sonnenbaden ist also ein maßvoller Umgang mit der Sonne anzuraten, der sich aber auch schon allein aus Gründen des Hautschutzes gebietet.

Vitamin-D-Überdosierung und Vitamin-K-Mangel

Das Vitamin-D-bedingte Auftreten von Verkalkungen und Nierensteinen ohne Hyperkalzämie erklärt sich in den meisten Fällen durch einen funktionellen Vitamin-K2-Mangel. Vitamin K wird gebraucht, um das mit der Nahrung aufgenommene Calcium abzutransportieren und in die Knochen einzubauen. (6, 7)

Siehe hierzu auch den Artikel: Vitamin D – wichtige Nährstoffkombinationen

Bei einem Mangel an Vitamin K lagert sich das Calcium nutzlos im Körper an und führt zu den erwähnten Verkalkungen in Organen und Gefäßen.

Bei hohen Dosen Vitamin D und gleichzeitig schlechter Versorgung mit Vitamin K2, kann es zu einem funktionellen K2-Mangel kommen – das Calcium kann nicht abtransportiert werden und wird so zu einem Gesundheitsrisiko. (8-10)

Aus diesem Grund sollte bei der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten möglichst immer auf eine gute Vitamin-K-Versorgung geachtet werden.

Im Idealfall sollten Vitamin-D-Präparate verwendet werden, die zusätzlich auch etwa 150µg Vitamin K2 MK7 enthalten.

Vitamin-D-Überdosierung und Magnesium-Mangel

Ähnlich verhält es sich auch mit Magnesium: Das Mineral wird für alle Umwandlungsschritte des Vitamin D zu seiner aktiven Form gebraucht. Bei einer latenten Unterversorgung mit Magnesium kann die Einnahme von großen Mengen Vitamin D darum zu einem Magnesium-Mangel führen, der in der Folge auch zu einem Mangel an aktivem Vitamin D führt. (11, 12)

Die vereinzelt berichteten angeblichen Nebenwirkungen von Vitamin D wie Herzrasen, Schwindel und Kopfschmerzen, sind keine Folgen des Vitamin D, sondern die Folgen eines durch Vitamin D induzierten Magnesium-Mangels.

Die Versorgung mit Magnesium in der Bevölkerung ist recht gut, weshalb dieser Zusammenhang nur selten relevant ist. Wenn sich trotz der Einnahme von Vitamin D die Blutwerte jedoch nur wenig erhöhen, oder spürbare Nebenwirkungen auftreten, kann dies sehr gut an einem solchen funktionellen Magnesium-Mangel liegen.

Fazit Vitamin-D-Überdosierung

Trotz all dieser Zusammenhänge ist Vitamin D grundsätzlich als sicher zu bewerten. Eine Überdosierung mit Vitamin D ist mit handelsüblichen Präparaten nicht zu befürchten. Allerdings sollten die Empfehlungen zur Vitamin-D-Dosierung (2000-5000 IE) beachtet und der Vitamin-D-Spiegel in einem gesunden Rahmen (35-60 ng/ml) gehalten werden.

Die heute teilweise geforderten extrem hohen Vitamin-D-Spiegel über 50 ng/ml haben derzeit keine wissenschaftliche Grundlage und stellen ein relevantes Risiko für Verkalkungen dar.

Bei Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ab 1000 IE sollte auf eine gute Versorgung mit Vitamin K2 geachtet werden. Beim Auftreten von Unwohlsein oder Nebenwirkungen oder bei chronisch niedrigem Vitamin-D-Spiegel trotz Supplementierung sollte Magnesium ergänzt werden.

Quellen

  1. Hathcock JN, Shao A, Vieth R, Heaney R (2007) Risk assessment for vitamin D. Am J Clin Nutr 85:6–18 PMID: 17209171
  2. Vieth R (1999) Vitamin D supplementation, 25-hydroxyvitamin D concentrations, and safety. Am J Clin Nutr 69:842–856 PMID: 10232622
  3. Bichler K-H, Strohmaier WL, Schreiber M, Korn S, Gaiser I (1984) Hyperkalzurie und Vitamin-D-Stoffwechsel. In: Vahlensieck W, Gasser G (eds) Pathogenese und Klinik der Harnsteine X. Steinkopff, Heidelberg, pp 342–347 DOI: 10.1007/978-3-642-72370-4_50
  4. Carroll MF, Schade DS (2003) A practical approach to hypercalcemia. Am Fam Physician 67:1959–1966 PMID: 12751658
  5. Better OS, Shabtai M, Kedar S, Melamud A, Berenheim J, Chaimovitz C (1980) Increased incidence of nephrolithiasis (N) in lifeguards (LG) in Israel. Adv Exp Med Biol 128:467–472 PMID: 7424691
  6. Vermeer C, Jie KS, Knapen MH (1995) Role of vitamin K in bone metabolism. Annu Rev Nutr 15:1–22 PMID: 8527213
  7. Hauschka PV, Lian JB, Cole DE, Gundberg CM (1989) Osteocalcin and matrix Gla protein: vitamin K-dependent proteins in bone. Physiol Rev 69:990–1047 PMID: 2664828
  8. Masterjohn C (2007) Vitamin D toxicity redefined: vitamin K and the molecular mechanism. Med Hypotheses 68:1026–1034 PMID: 17145139
  9. Fu X, Wang X-D, Mernitz H, Wallin R, Shea MK, Booth SL (2008) 9-Cis retinoic acid reduces 1alpha,25-dihydroxycholecalciferol-induced renal calcification by altering vitamin K-dependent gamma-carboxylation of matrix gamma-carboxyglutamic acid protein in A/J male mice. J Nutr 138:2337–2341 PMID: 19022954
  10. Berkner KL, Runge KW (2004) The physiology of vitamin K nutriture and vitamin K-dependent protein function in atherosclerosis. Journal of Thrombosis and Haemostasis 2:2118–2132 DOI: 10.1111/j.1538-7836.2004.00968.x
  11. Rude RK, Adams JS, Ryzen E, Endres DB, Niimi H, Horst RL, Haddad JG, Singer FR (1985) Low serum concentrations of 1,25-dihydroxyvitamin D in human magnesium deficiency. J Clin Endocrinol Metab 61:933–940 PMID: 3840173
  12. Zittermann A (2013) Magnesium deficit?? overlooked cause of low vitamin D status? BMC Med 11:229 PMCID: PMC3854088
  13. Grant WB, Karras SN, Bischoff-Ferrari HA, Annweiler C, Boucher BJ, Juzeniene A, Garland CF, Holick MF (2016) Do studies reporting “U”-shaped serum 25-hydroxyvitamin D–health outcome relationships reflect adverse effects? Dermatoendocrinol. doi: 10.1080/19381980.2016.1187349 PMCID: PMC4951179
  14. Vieth R, Chan PC, MacFarlane GD (2001) Efficacy and safety of vitamin D3 intake exceeding the lowest observed adverse effect level. Am J Clin Nutr 73:288–294 PMID: 11157326
  15. Sanders KM, Nicholson GC, Ebeling PR (2013) Is high dose vitamin D harmful? Calcif Tissue Int 92:191–206 PMID: 23250508