Vitamin D für Babys und Kleinkinder

 

Vitamin D für Babys und Kleinkinder

Vitamin D für das Baby – notwendig oder nicht? Warum sollten Babys Vitamin D bekommen? Besser Tabletten oder Tropfen? Gibt es Nebenwirkungen bei Überdosierung?

Zusammenfassung
  • Vitamin-D-Mangel bei Babys führt zu schweren Krankheiten
  • Brauchen auch gestillte Babys Vitamin D?
  • Die Sonne reicht von Oktober bis März nicht als Vitamin-D-Quelle aus.
  • Vitamin-D-Tropfen sind die beste Form für Babys
  • Die richtige Dosierung beträgt 400IE Vitamin D3
  • Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten
  • Eine Überdosierung ist erst bei sehr hohen Dosen möglich

Vitamin D für Babys – Vorbeugung schwerer Krankheiten

Wer Nachwuchs erwartet, hat sicher schon von der Hebamme oder einem Arzt die Empfehlung bekommen, dem Baby nach der Geburt regelmäßig Vitamin D zu geben. Aber was steckt dahinter? Vitamin D schützt das Kind zum einen vor Rachitis, einer schweren Knochenkrankheit, scheint aber auch das Risiko zahlreicher anderer Krankheiten zu senken. Dieser Artikel fasst alles zusammen, was Eltern über Vitamin D wissen sollten.

Ist Vitamin D für das Baby wirklich notwendig?

Vitamin D wird im Körper zu einem Hormon umgewandelt und erfüllt eine erstaunliche Anzahl wichtiger Funktionen. So steuert es zum Beispiel die Entwicklung und Funktion des Immunsystems und beeinflusst das Herz-Kreislaufsystem und den Zellzyklus.

Am bekanntesten ist es jedoch für seine Rolle in der Steuerung der Aufnahme von Calcium und Phosphat. (1) Diese beiden Mineralstoffe sind die Hauptbestandteile unserer Knochen und spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel. Bei einem Vitamin-D-Mangel kann das Baby die wichtigen Mineralstoffe nicht aufnehmen und die Knochen nicht richtig wachsen

Durch einen Vitamin-D-Mangel kann es zu starken Fehlbildungen, weichen, brüchigen Knochen, schweren Stoffwechselstörungen und im schlimmsten Fall zum Tode kommen. (2)  

Rachitis-Vorbeugung – der Grund für die Vitamin-D-Gabe bei Babys

Diese Symptome werden als Rachitis bezeichnet – eine Vitamin-D-Mangelkrankheit, die noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gefürchtet war. Tausende Kinder erkrankten noch in den 1930er Jahren an Rachitis, zum Teil sehr schwer. (3) Behandelt wurde die Rachitis zunächst mit Lebertran, der eine große Menge Vitamin D enthält – freilich ohne dass man dies damals wusste.

Erst in den 1930er Jahren verstand man, dass Vitamin D auch durch Sonnenlicht in der Haut gebildet werden kann und setzte erfolgreich Sonnenlicht und UV-Lampen zur Therapie ein. (4) Heute erhalten alle Babys nach der Geburt Vitamin D, um einer Rachitis vorzubeugen.

Warum haben Babys zu wenig Vitamin D?

Bei gestillten Babys ist es meist die schlechte Vitamin-D-Versorgung der Mutter, die zu einem Vitamin-D-Mangel beim Kind führt. Ungestillte Babys haben meist wenig Chance, ihren Bedarf selbst zu decken.

Zwar kann Vitamin D vom Körper selbst gebildet werden – dazu ist jedoch direkte Sonneneinstrahlung auf die nackte Haut nötig. Diese Vitamin-D-Produktion über die Sonne ist unsere Hauptquelle für Vitamin D, aber leider reicht die Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten in Mittel- und Nordeuropa nicht aus, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. (5, 6)

Selbst im Sommer müsste ein bekleidetes Baby – ohne Sonnencreme im Gesicht – einige Stunden direktes Sonnenlicht bekommen, um ausreichend Vitamin D zu bilden – da Babys jedoch kaum mehr der direkten Sonne ausgesetzt werden, wird dieser Wert fast nie erreicht. (7)

Auch im Sommer sind ungestillte Babys darum in den meisten Fällen auf Vitamin-D-Präparate angewiesen.  

Was bei Erwachsenen schon schwere Auswirkungen hat, ist für Babys verheerend: Denn während viele Erwachsene auf einen Vitamin-D-Speicher aus dem Sommer zurückgreifen können, ist dieser bei neugeborenen Babys sehr klein, so dass die Gefahr eines schweren Mangel extrem hoch ist.

Hinzu kommt, dass Babys gerade in den ersten Monaten ein gewaltiges Wachstum aufweisen und das Skelett gebildet wird – ein Vitamin-D-Mangel in dieser Zeit führt zu schweren Fehlbildungen, die zum Teil unumkehrbar sind. Auch eine gesunde Entwicklung von Immunsystem, Nervensystem und Gehirn ist von Vitamin D abhängig – bei einem Mangel kann es zu Autoimmunkrankheiten, Entwicklungsstörungen und schweren Krankheiten kommen.

Vitamin D als Vorbeugung für Autoimmunerkrankungen und Krebs

Weit über eine reine Rachitis-Vorbeugung mehren sich also die Indizien, dass ein Vitamin-D-Mangel in der Kindheit noch viele weitere negative Langzeit-Folgen haben könnte.

Vitamin D ist wichtig für ein funktionierendes Immunsystem, den Energiestoffwechsel, Nerven und Gehirn, die Entgiftung und viele andere körperliche Funktionen, die alle unter einem Mangel beeinträchtigt sind. Insbesondere wird das Entstehen von Autoimmunerkrankungen und Diabetes mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung gebracht. (12) Gleiches gilt auch für verschiedene Formen von Krebs (2).

 Eine finnische Studie konnte zeigen, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung in der Kindheit das Risiko an Diabetes zu erkranken um fast 80 Prozent senken kann. (13) Zum gleichen Schluss kam auch eine entsprechende Meta-Studie. (14)

Vitamin D hat damit höchstwahrscheinlich eine vorbeugende Wirkung für eine ganze Reihe schwerer Krankheiten.  

Vitamin D auch für gestillte Babys?

Babys brauchen also dringend Vitamin D, die Sonne scheidet als Quelle jedoch fast immer aus. Kann der Bedarf über die Muttermilch gedeckt werden? Das hängt vom Vitamin-D-Status der Mutter ab. Während der Bedarf bei Säuglingen zwischen 400 IE und 500 IE (IE= Internationale Einheiten) Vitamin D liegt, enthält die Muttermilch vieler Mütter aufgrund der schlechten Versorgung nur etwa 60 IE pro Liter. (8)

Durch die tägliche Einnahme von Vitamin D kann die Mutter diesen Wert steigern – bei den heute offiziell empfohlenen Dosierungen ist eine Versorgung auf diesem Wege ist aber nicht möglich.(9, 10) Erst bei einer täglichen Supplementation von 5000-6000 IE weist die Muttermilch eine ausreichende Konzentration an Vitamin D auf, um den Bedarf des Kindes zu decken. (15, 16)

Dies mag angesichts der offiziellen Empfehlungen viel erscheinen, entspricht jedoch viel eher einer natürlichen Versorgung durch die Sonne, die bei der Mutter täglich über 10.000 IE produzieren würde.

Mütter, die ihr Kind über die Muttermilch versorgen möchten, benötigen täglich mindestens 5000 IE Vitamin D.

Stillende Mütter sollten darum zusätzlich – je nach Jahreszeit – 2500 bis 5000 IE ergänzen, um die Muttermilch mit ausreichend Vitamin D anzureichern. Wichtig ist dabei eine tägliche Einnahme von Vitamin D, da nur so ausreichend Vitamin D in die Muttermilch übergeht. (17)

Vitamin D: Tabletten oder Tropfen für Babys?

Bei ungestillten Babys ist eine Supplementation mit Vitamin D dringend zu empfehlen. Bei Vitamin-D-Supplementen für Babys gibt es dabei zwei Optionen:

  1. Vitamin-D-Tabletten, die auf einem Löffel aufgelöst werden
  2. Flüssiges Vitamin-D als Tropfen oder Öl

Da Vitamin-D-Tabletten meist eine Reihe von Zusatzstoffen enthalten, während die Vitamin-D-Öle meist nur aus einem Pflanzenöl und Vitamin D bestehen, sind Vitamin-D-Tropfen in unseren Augen die beste Option für Babys.

Vitamin D für Neugeborene gibt es auf Rezept, dass jeder Kinderarzt gerne ausstellt. Die Kosten übernimmt dann die Krankenkasse.  

Die richtige Vitamin-D-Dosierung für Babys und Kinder

Die mindestens benötigen Vitamin-D-Dosierungen werden wie folgt angegeben.

FrühgeboreneBis zu 1000 IE nach ärztlicher Absprache
0 – 1 Jahr400-500 IE
Ab 1 Jahr500-600 IE
über 2 Jahre500-600 IE von September bis Mai

Genau wie bei Erwachsenen sollten uch bei bei Babys keine Wochendosen verwendet werden.

Vitamin D – am Besten zusammen mit Vitamin K2

In beiden Fällen sollte zusätzlich Vitamin K2 gegeben werden, welches eng mit Vitamin D zusammenwirkt. Ohne Vitamin K2 kann das durch Vitamin D aufgenommene Calcium nicht richtig verwertet werden – gerade im Säuglingsalter wird dies jedoch dringend gebraucht.

Zu empfehlen sind hier besonders spezielle Kombi-Präparate für Babys welche die beiden Vitamine im exakt richtigen Verhältnis enthalten. Zu beachten ist dabei, dass es sich beim K2-Wirkstoff um 100% all-trans Vitamin K2 MK7 handelt, da andere Formen zum Teil wirkungslos sind.

Passende Präparate im Internet suchen

Anhand der genannten Dosierungen und Kriterien (Öl, frei von Zusätzen, richtiges Verhältnis von Vitamin D zu K2), können folgende Präparate vorgeschlagen werden.

für das Baby200 IE +15µgVitamin D3 + K2 MK7 + Kinder + Kleinkinder + 100% all-trans + vegan
für die Mutter2500 IE + 100µgVitamin D3 + K2 MK7 + 2500 IE + 100µg + hochdosiert + 100% all-trans + vegan

Nebenwirkungen und Überdosierung

Vitamin D hat bei einer Gabe in den üblichen Dosierungen keine Nebenwirkungen. Erst bei einer längerfristigen regelmäßigen Zufuhr von über 2000 IE kann es bei sehr kleinen Säuglingen zu leichten Symptomen wie Schwitzen, häufiges Wasserlassen, starkem Durst und Durchfall kommen. Ernste Überdosierungs-Symptome setzen erst bei sehr hohen Dosen über 10.000 IE für einen längeren Zeitraum ein.

Bei den oben genannten Dosierungen sind also keine Nebenwirkungen zu befürchten. Auch durch die Sonne ist keine Überdosierung möglich, weil der Körper hier eine natürliche Schutzfunktion besitzt und die Produktion einstellt, wenn die Haut zu lange der Sonne ausgesetzt ist.  

Tipps für die Vitamin-D-Gabe

Viele flüssige Vitamin-D-Präparate werden als Tropfer angeboten, bei denen ein einzelner Tropfen die Tagesdosis von 400 IE enthält. Teilweise ist hier das Antropfen etwas schwierig, wodurch ein direktes Tropfen in den Babymund selten gelingt. Es ist deshalb zu empfehlen, den Tropfen zunächst auf einen Löffel, den Schnuller oder die Brustwarze zu geben, um sicherzustellen, dass er auch dort ankommt, wo er soll.

Vitamin D – für Babys sehr zu empfehlen

Ärzte, Hebammen, Heilpraktiker und Gesundheitsexperten sich einig: Vitamin D ist für Babys absolut zu empfehlen. Eine gute Vitamin-D-Versorgung in den ersten Lebensjahren beugt nicht nur der schweren Krankheit Rachitis vor, sondern senkt wahrscheinlich das Risiko für eine ganzen Reihe anderer schwerer Erkrankungen.

Quellen

  1. DeLuca, Hector F. Overview of general physiologic features and functions of vitamin D. The American journal of clinical nutrition, 2004, 80. Jg., Nr. 6, S. 1689S-1696S.
  2. Wagner, Carol L., et al. Prevention of rickets and vitamin D deficiency in infants, children, and adolescents. Pediatrics, 2008, 122. Jg., Nr. 5, S. 1142-1152.
  3. Holick, Michael F. Resurrection of vitamin D deficiency and rickets. The Journal of clinical investigation, 2006, 116. Jg., Nr. 8, S. 2062.
  4. Rajakumar , Kumaravel. Vitamin D, cod-liver oil, sunlight, and rickets: a historical perspective. Pediatrics, 2003, 112. Jg., Nr. 2, S. e132-e135.
  5. Holick, Michael F., et al. Photobiology of vitamin D. Vitamin D., 1997, S. 33-39.
  6. Webb, Ann R.; Kline, L.; Holick, Michael F. Influence of Season and Latitude on the Cutaneous Synthesis of Vitamin D3: Exposure to Winter Sunlight in Boston and Edmonton Will Not Promote Vitamin D3 Synthesis in Human Skin*. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 1988, 67. Jg., Nr. 2, S. 373-378.
  7. Davie MW, Lawson DE, Emberson C, Barnes JL, Roberts GE, Barnes ND. Vitamin D from skin: contribution to vitamin D status compared with oral vitamin D in normal and anticonvulsant-treated subjects. Clin Sci (Lond). 1982 Nov;63(5):461-72. PubMed PMID: 6288317.
  8. Kunz C, Niesen M, von Lilienfeld-Toal H, Burmeister W. Vitamin D, 25-hydroxy-vitamin D and 1,25-dihydroxy-vitamin D in cow’s milk, infant formulas and breast milk during different stages of lactation. Int J Vitam Nutr Res. 1984;54(2-3) 141-148. PubMed PMID: 6548730.
  9. ALA-HOUHALA, Marja. 25-Hydroxyvitamin D levels during breast-feeding with or without maternal or infantile supplementation of vitamin D. Journal of pediatric gastroenterology and nutrition, 1985, 4. Jg., Nr. 2, S. 220-226.
  10. Specker BL, Tsang RC, Hollis BW. Effect of Race and Diet on Human-Milk Vitamin D and 25-Hydroxyvitamin D. Am J Dis Child. 1985;139(11):1134-1137.
  11. Jablonski, Nina G. The evolution of human skin and skin color. Annual Review of Anthropology, 2004, S. 585-623.
  12. Holick, Michael F. Vitamin D: importance in the prevention of cancers, type 1 diabetes, heart disease, and osteoporosis. The American journal of clinical nutrition, 2004, 79. Jg., Nr. 3, S. 362-371.
  13. Hyppönen E, Läärä E, Reunanen A, Järvelin MR, Virtanen SM. Intake of vitamin D and risk of type 1 diabetes: a birth-cohort study. Lancet. 2001 Nov 3;358(9292):1500-3. PubMed PMID: 11705562.
  14. Zipitis, C. S., & Akobeng, A. K. Vitamin D supplementation in early childhood and risk of type 1 diabetes: a systematic review and meta-analysis. Archives of disease in childhood, 2008, 93. Jg., Nr. 6, S. 512-517.
  15. Hollis BW, Wagner CL. Vitamin D requirements during lactation: high-dose maternal supplementation as therapy to prevent hypovitaminosis D for both the mother and the nursing infant. Am J Clin Nutr. 2004;80:1752S–1758S.
  16. Wagner CL, Howard CR, Hulsey T, et al. Results of NICHD twosite maternal vitamin D supplementation randomized controlled trial during lactation. In: Proceedings from the Pediatric Academic Societies; May 4–7, 2013; Washington, DC. Abstract 1650.4.
  17. Roth, D. E. (2016). Maternal postpartum high-dose vitamin D3 supplementation (6400 IU/day) or conventional infant vitamin D3 supplementation (400 IU/day) lead to similar vitamin D status of healthy exclusively/fully breastfeeding infants by 7 months of age. Evidence Based Medicine, ebmed-2015.