Vitamin D sublingual – bessere Aufnahme im Mund?

 

Vitamin D sublingual – bessere Aufnahme im Mund?

Vitamin D sublingual: Vitamin D kann schon über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Dies könnte diverse Vorteile haben.

Vitamin D Aufnahme schon im Mund?

Die natürliche Vitamin-D-Versorgung erfolgt größtenteils über die sonneninduzierte, körpereigene Synthese in der Haut. Vitamin D aus der Nahrung oder aus Supplementen hingegen wird im Darm aufgenommen und vom Körper auf einem völlig anderen Weg verstoffwechselt.

Einige Beobachtungen legen nahe, dass Vitamin D sublingual auch von der Mundschleimhaut durch passive Diffusion aufgenommen werden kann. Vitamin-D-Öl, -Tropfen und -Spray könnten somit einen Vorteil gegenüber Tabletten und Kapseln haben, vermuten einige Experten.

Wir fassen den Forschungsstand zusammen.

Vitamin D von der Sonne vs. Vitamin D aus Präparaten

Schon länger wird diskutiert, inwiefern durch die Sonne produziertes Vitamin D im Körper anders wirkt als Vitamin-D-Supplemente.

Durch die Sonne produziertes Vitamin D gelangt als freies oder an das Protein DBP gebundenes Vitamin D3 in die systemische Zirkulation. Dabei diffundiert das Vitamin D3 langsam in die Zirkulation, was zu einer sehr konstanten Versorgung und körperweiten Zirkulation von Vitamin D3 führt.  [1, 2]

Der genaue Mechanismus der Vitamin-D-Aufnahme im Darm ist noch erstaunlich wenig erforscht. Es wird vermutet, dass er zum Teil durch aktive Lipid-Transporter stattfindet, zum anderen Teil aber auch als passive Diffusion durch die Darmwand erfolgt.[3] Das im Darm aufgenommene Vitamin D wird zu einem großen Teil an Chylomikronen und andere Lipoproteinpartikel gebunden und gelangt zunächst in die Lymphen und das hepatische Protalsystem, welches das Blut aus Darm und Magen sammelt und der Leber zuführt. Der Anteil, der den Weg über die Lymphen nimmt, gelangt nicht sofort in die Leber und gelangt über Umwege in die systemische Zirkulation. Der Teil, welcher über die Pfortader transportiert wird hingegen, gelangt sofort in die Leber, wo ein großer Teil des Vitamin D in 25-OH-D umgewandelt wird, ein anderer Teil an DBP bindet und ein Dritter Teil abgebaut und ausgeschieden wird.[2]

Dies hat zwei Konsequenzen

  • Durch die Sonne produziertes Vitamin D führt zu einem konstanten Spiegel an Vitamin D3, das im ganzen Körper zirkuliert
  • Durch Supplemente aufgenommenes Vitamin D wird schneller zu 25-OH-D umgewandelt und zirkuliert zunächst über das Lymphsystem.

Was dies praktisch bedeutet, ist bisher nicht völlig geklärt. Neuere Forschungen legen jedoch Nahe, dass einige Zellen natives Vitamin D3, nicht 25-OH-D benötigen, welches Sie dann selbst umwandeln. [4, 5] Hier wäre über die Sonne möglicherweise eine deutlich bessere Versorgung gegeben.

Vitamin D sublingual – ein guter Kompromiss?

Einige Vitamin-D-Forscher vermuten, dass über die Mundschleimhaut aufgenommenes Vitamin D auf einem Weg verstoffwechselt wird, welcher einer Versorgung über die Sonne recht nahekommt.

In einem bereits 2013 veröffentlichten Paper erklären die Forscher den Unterschied wie folgt: [6]

„Bei der sublingualen Verabreichung wird das Arzneimittel auf der Zunge abgelagert, und der Wirkstoff gelangt durch die ventrale Oberfläche der Zunge und den Mundboden direkt in den Blutstrom. Die gelösten Wirkstoffe werden schnell in die retikulierte Vene absorbiert, die unter der Mundschleimhaut liegt und durch die Gesichtsvenen, die innere Halsvene und Kopf-Arm-Vene transportiert, die in den systemischen Kreislauf abfließen. Der sublinguale Weg führt gewöhnlich zu einem schnelleren Wirkungseintritt als oral eingenommene Tabletten, und der durch sublinguale Blutgefäße aufgenommene Teil umgeht die hepatischen First-Pass-Stoffwechselprozesse. […]

Während die sublinguale Resorption das Vitamin D genau wie Vitamin D aus der Haut direkt in den systemischen Kreislauf bringt, wird oral aufgenommenes Vitamin D im Gegensatz dazu vom Darm in den Pfortaderkreislauf aufgenommen, von wo aus es erst in die Leber gelangt, bevor es in den systemischen Kreislauf gelangt. Die Aufnahme von Vitamin D aus dem Magen-Darm-Trakt ist unvollständig und es findet ein lokaler Abbau im Darm und Leberstoffwechsel statt. Die orale Einnahme ist nicht physiologisch und die sublinguale Resorption ist physiologisch. Dies ist umso wichtiger bei Menschen, die Probleme mit der Verdauung haben, Medikamente einnehmen, die die Aufnahme von Vitamin D im Darm beeinträchtigen können, und Menschen mit Magenbypass-Operation.“

Sublinguales Vitamin D gleicht vom Stoffwechsel her damit viel eher der natürlichen Versorgung über die Sonne, was möglicherweise Vorteile bringen könnte.

Wie gut ist die sublinguale Aufnahme von Vitamin D?

Die Frage, wie gut Vitamin D sublingual über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann, ist derzeit nicht eindeutig beantwortet.

Vitamin D diffundiert sehr gut durch die Haut, Pilot-Studien zeigten das Vitamin-D-Creme einen Vitamin-D-Mangel fast so gut ausgleichen konnte, wie orale Präparate.[7]

Die detailliertesten Ergebnisse zu sublingualem Vitamin stammen aus einer Zulassungsstudie für die Markteinführung eines Vitamin-D-Sprays.[8]  In dieser Studie wurde die Diffusion von Vitamin durch verschiedene Gewebe gemessen, die dem Mundraum von Schweinen entnommen waren. Schweine verfügen über Schleimhäute, die dem Menschen sehr ähnlich sind.

In diesen Versuchen konnte gezeigt werden, dass etwa 4 – 20% der Dosis auf sublingualem Wege aufgenommen werden könnten. Allerdings sind die Daten sehr mit Vorsicht zu genießen, da sie an totem Gewebe und über lange Zeiträume gemessen wurden.

Interessant aus der Studie war jedoch die Erkenntnis, dass die größte Aufnahme von Vitamin D durch die Innenwand der Wangen und nicht den Raum unter der Zunge stattfindet.

Selbst 20% sind keine gewaltige Zahl, allerdings werden die übrigen 80% –  wie bei oralen Vitamin-D-Präparaten dann im Magen aufgenommen. Sublinguale Präparate wie Tropfen, Öle und Spray bieten damit keinen Nachteil, möglicherweise aber einen deutlichen Vorteil gegenüber geschluckten Tabletten und Kapseln.

Positiver Einfluss auf die Mundschleimhaut

Ein weiterer Vorteil Vitamin D sublingual aufzunehmen, entsteht möglicherweise auch durch die direkte Wirkung des Vitamin D auf die Mundflora. Eine neue Studie aus 2019 konnte zeigen, dass Vitamin D durch die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch diffundiert, vom den Zellen dort eigenständig in das aktive Vitamin-D-Hormon umgewandelt wird und effektiv Parodontose-Keime bekämpft.[9]

Fazit Vitamin D sublingual

Die Datenlage ist momentan dünn, die bekannten Fakten deuten jedoch darauf hin, dass Vitamin D als Öl, Tropfen oder Spray Vorteile gegenüber Vitamin D aus Kapseln haben könnte, da ein Teil der Dosis bereits über die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch aufgenommen wird.

Dadurch wird offenbar einerseits die Mundflora positiv beeinflusst, andererseits eine physiologisch natürlichere Versorgung mit Vitamin D erreicht.

Wie genau sich dies in der systemischen Wirkung niederschlägt, und wie groß der Unterschied tatsächlich ausfällt, ist bisher unklar. Die sublinguale Aufnahme könnte jedoch ein weiteres Argument für den Einsatz von Vitamin-D-Öl gegenüber Kapseln oder Tabletten sein.

Quellen

  1. Haddad JG, Matsuoka LY, Hollis BW, Hu YZ, Wortsman J (1993) Human plasma transport of vitamin D after its endogenous synthesis. Journal of Clinical Investigation 91:2552–2555 DOI: 10.1172/JCI116492
  2. Heaney RP, Armas LAG (2015) Quantifying the vitamin D economy. Nutr Rev 73:51–67 PMID: 26024057
  3. Silva MC, Furlanetto TW (2018) Intestinal absorption of vitamin D: a systematic review. Nutrition Reviews 76:60–76 DOI: 10.1093/nutrit/nux034
  4. Jorde R, Grimnes G (2018) Serum cholecalciferol may be a better marker of vitamin D status than 25-hydroxyvitamin D. Medical Hypotheses 111:61–65 DOI: 10.1016/j.mehy.2017.12.017
  5. Hollis BW, Wagner CL (2013) The Role of the Parent Compound Vitamin D with Respect to Metabolism and Function: Why Clinical Dose Intervals Can Affect Clinical Outcomes. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 98:4619–4628 DOI: 10.1210/jc.2013-2653
  6. Salam R, Baruah M, Kalra B (2014) Way to bone health may be just under the tongue! Sublingual vitamin D. Journal of Medical Nutrition and Nutraceuticals 3:1 DOI: 10.4103/2278-019X.123427
  7. Sadat-Ali M, Bubshait DA, Al-Turki HA, Al-Dakheel DA, Al-Olayani WS (2014) Topical Delivery of Vitamin D3: A Randomized Controlled Pilot Study. Int J Biomed Sci 10:21–24 PMCID: PMC3976443
  8. Mrs Z Hassanali, Dr D M Houston, Mrs Z Hassanali,, Dr C Heard (2012) Analysis of the oral delivery of vitamin D3 from BetterYou DLux spray formulations.
  9. Menzel LP, Ruddick W, Chowdhury MH, et al (2019) Activation of vitamin D in the gingival epithelium and its role in gingival inflammation and alveolar bone loss. J Periodont Res. doi: 10.1111/jre.12646 PMID: 30802957